Freitags 5nach6 - In Ängsten und wir leben 6

06. September 2024

394_5nach6_30.08.24_In Ängsten … 6                               Ps 23

Seelischen, psychischen Belastungen Stand halten. Gar nicht so einfach. Natürlich kann ich mir darüber etwas mehr oder weniger Kluges anlesen. Natürlich kann ich an einem Resilienz-Training teilnehmen.

Aber diese Belastungen kommen oft plötzlich – und dann habe ich nicht den Kopf frei, um mich an etwas zu erinnern, was ich gehört, gelesen oder trainiert habe. Oder wenn die Belastungen anhalten, dann nehmen sie mich so gefangen, dass ich auch dann den Kopf nicht frei bekomme für langwierige Überlegungen.

Im Grunde bräuchte ich dann so etwas wie eine Resilienz-Pille: Einnehmen, mit etwas Wasser runterspülen – und nach einiger Zeit setzt die Wirkung ein. Aber diese Pille gibt es nicht.

Was ähnlich wirken kann wie eine Resilienz-Pille ist ein Mantra. Der Duden erklärt:

Mantra: ursprüngliche Bezeichnung für Hymnen … aus dem Buddhismus und Hinduismus. … Mantras dienen dem Gebet und sollen in der lautlosen oder gesprochenen Wiederholung der Klärung des Geistes und der Vereinigung mit Gott dienen.   

Christen sind im Vorteil. Sie brauchen keine komplizierten Überlegungen oder teure Trainings, sie brauchen nur einen Anhaltspunkt, einen Anker - und schon erinnern sie sich, dass sie gehalten und gestärkt werden.

Manche diese Anker gehören zum Schatz der Tradition, andere findet man eher zufällig – wie es Iris Macke geschehen ist. Sie schreibt im Newsletter des Vereins Andere Zeiten. (Iris Macke, Symbole wie das Kreuz der Camargue, in: Ihr Andere Zeiten-Team, newsletter@ anderezeiten.de vom 24. August 2024 für die 35. Woche):

… ich war in Südfrankreich, in der Camargue. Und dort trifft man an allen Ecken und Enden auf das … Kreuz der Camargue. So sieht das aus:

… Es begegnete mir (selbstverständlich in Kirchen) aber auch als großes Standbild auf einer Verkehrsinsel, als Wandschmuck der weiß getünchten Häuser, natürlich in den vielen Souvenirläden und sogar gemalt an einer Supermarktfassade. 

… Der Anker steht für das Wasser, das in der Camargue durch das Mittelmeer und die vielen kleinen Flussarme der Rhone überall gegenwärtig ist. Er steht für die Fischer, die dort ihren Lebensunterhalt verdienen. … 

Das Herz steht für die Erde und die Liebe zu ihr, für die enge Verbundenheit mit diesem Stück Land. Ebenso erinnert es an zwei  heilige Marien: Maria Kleophae und Maria Salome, die als Mütter der Apostel Johannes und Jakobus gelten. Die beiden sollen aufgrund der Christenverfolgung im ersten Jahrhundert nach Christus aus dem Heiligen Land geflohen sein und in einem Boot ohne Segel und Ruder an die Küste der Camargue gespült worden sein. ... 

Und dann ist da noch der Dreizack, der »Trident«. Er ist das Arbeitsgerät der Gardians, der Hirten der halbwilden Camargue-Pferde und der Stiere. Auch er soll an Neptun erinnern, der seinen Dreizack der Sage nach den Stierzüchtern übergeben haben soll. 

Die Camargue ist eine sehr christlich geprägte Region Frankreichs. Und deswegen steht der Anker auch für das feste Verwurzeltsein im christlichen Glauben. Das Herz für die Liebe zu Jesus. Und das Kreuz für die Hoffnung auf Auferstehung. 

Ich habe mir das Kreuz der Camargue als Kettenanhänger mitgebracht. …Er erinnert mich nicht nur an durchsommerte Tage ohne Termine. Sondern auch daran, wie wichtig es ist, dass Glaube, Hoffnung und Liebe im Alltag vorhanden sind. … Auch an Tagen wie diesen, an denen schlimme Themen die Nachrichten beherrschen.

Der Klassiker als Glaubensanker schlechthin ist Ps 23. Wir haben ihn vorhin – nicht ohne Grund nicht zum ersten Mal – gebetet.

Kürzer ist ein Satz aus dem Römerbrief: Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes (Römer 8, 38)

Aber auch außerbiblische Texte können zum Anker werden: Luthers „Ein feste Burg“ ist so ein Anker, der tief in der evangelischen Tradition gründet.

Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen. …

3) Und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen …

 

Nicht nur für den ev. Theologen D.Bonhoeffer selbst, sondern auch für viele Zeitgenossen und Christen nach ihm ist sein Gedicht „Von guten Mächten“ zum Anker geworden:

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

„Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand!“

Der Eingangssatz des Liedes 533 des Evangelischen Gesangbuches ist dadurch sehr bekannt geworden, dass Margot Käßmann wiederholt und insbesondere nach ihrem Rücktritt vom Vorsitz des Rates der EKD betont hat, dass sie darin Trost gefunden habe.

Auch die sog. Taize-Lieder eignen sich als Anker. In den Andachten und Gottesdiensten nach dem „Taize-Modell“ werden kurze, einfache Texte zu ebenso einfachen Melodien oft wiederholt und schleichen sich so ins Bewusstsein ein. Sie beruhen in der Regel auf Bibelstellen. Ich habe sie in den Andachten von Marion und Stefan Imholz in Bockenem kennen und schätzen gelernt:

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht;
es hat Hoffnung und Zukunft gebracht;
es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis,
Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit. ( Joel 4,20)

Im Dunkel unsrer Nacht,
entzünde das Feuer,
das nie mehr verlischt. (2x)

 

Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht.
Christus, meine Zuversicht,
auf dich vertrau' ich und fürcht' mich nicht,
auf dich vertrau ich und fürcht' mich nicht.

 

Vielleicht ist ein Anker für Sie dabei …

Gebet:

Gott, in deiner Hand bin ich geborgen.

Ob in einer aussichtslosen Situation

oder einem schönen Moment in meinem Leben,

immer kann ich darauf vertrauen,

dass du da bist.

So fühle ich mich in deiner Hand geborgen,

da ich sie immer in meiner Nähe weiß.

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St. Johannis Königsdahlum