Freitags 5nach6 - Osterkerze

22. Mai 2025

428 5nach6_23.05.25 Osterkerze               Ps 139

Heute möchte ich endlich unsere Osterkerze in den Mittelpunkt meiner Betrachtungen stellen. Und das sollten wir auch erst einmal tun – die Kerze betrachten.

Groß und weiß ragt sie von unserem Leuchter auf. Alle sollen die Botschaft sehen können! Was ist die Botschaft, die möglichst viele sehen können sollen? Es ist eine Predigt über Gott. Er ist da.

Was heißt das?

Da haben wir zunächst die griechischen Buchstaben Alpha (Alphabet) und Omega. Sie stehen für Anfang und Ende. Und Gott ist dabei.

Welcher Anfang ist gemeint? Meine Geburt? Der Urknall?  

Mein Freund Jens, seines Zeichens überzeugter Naturwissenschaftler, sagt: Vom Urknall an, von dem Zeitpunkt der erklärbaren Entstehung des Weltalls an kann ich nicht alles, aber vieles mit Hilfe der Naturgesetze erklären. Was davor war – wenn da etwas war – da kann ich nur schweigen. Da kommst du als Religionslehrer ins Spiel.

Und Omega? Das Ende? Ist das der Tod? Nein, nicht der Tod ist das Ende, sondern die offenen Arme des Vaters im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Nein, nicht der Tod ist das Ende, das Haus des Herrn, in dem ich immerdar bleiben werde (Ps 23). Ich kann nicht tiefer fallen als in die Hand Gottes - das ist Omega.

In einem moderneren geistlichen Lied heißt es in Anlehnung an Ps 139:

1) Du bist da, du bist da, bist am Anfang der Zeit, am Grund aller Fragen bist du.
Bist am lichten Tag, im Dunkel der Nacht hast du für mich schon gewacht.

4) Du bist da, du bist da, bist am Anfang der Zeit, auch jenseits der Sterne bist du.
Bist am lichten Tag, im Dunkel der Nacht hast du für mich schon gewacht.

(Text: Jan von Lingen (2004) , Melodie: Gerd-Peter Münden (2004))
 

Schauen wir weiter auf unsere Kerze. Wie auch die Altarkerzen ist sie weiß,

Weiß steht für Unschuld und Frieden, im Christentum speziell für das unschuldige Opferlamm Jesus Christus, der seine Botschaft der Liebe in der Tat todernst genommen hat. Karfreitag klingt an.

Deshalb hat das Kreuz eine herausgehobene Stellung in der Mitte. Ohne Kreuz ist alles, was danach kommt, nicht zu haben.

Hinter dem Kreuz ist noch etwas, das Kreuz ist nicht das Letzte. Es wird hineingenommen in eine goldene Sonne. Geradezu überstrahlt wird das Kreuz von der Sonne!

Gold ist die Farbe der Könige und Götter. Golden sind Krone und Zepter der Könige. Gold steht für Unsterblichkeit und Ewigkeit.

Und es gab Kulturen, in denen die Sonne selbst als göttlich galt. Die wärmende, erleuchtende und lebensspendende Kraft der Sonne veranschaulicht die zugewandte und lebensspendende Liebe Gottes.

Deshalb ist das Kreuz des unvermeidlichen Leides und des Todes eingebettet in diese übergreifende Darstellung der Liebe Gottes. Selbst in Leid und Tod sind wir umfangen von der Liebe Gottes.

Und diese Liebe ist – hier in Millimetern messbar - größer als der Tod! Auf unserer Kerze  sind wir bei Ostern angekommen!

Von dieser österlichen, lebensspendenden Liebe geht etwas aus! Goldene Fäden ziehen sich in alle Himmelsrichtungen und einer zielt direkt auf unsere Jahreszahl 2025. Gottes Liebe strahlt aus in Raum und Zeit, überall hin.

Und diese Jahreszahl ist gerahmt, gehalten von zwei goldenen Fäden. Wir sind in unserer Zeit nicht haltlos, sondern gehalten von diesen Liebes- und Lebenslinien.

In einem modernen geistlichen Lied (EG 610) heißt es:

Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da.
Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da.

Außer den goldenen Fäden geht noch etwas aus von der Sonne: Gelb-orangene Strahlen, dick und flackernd! An Feuerzungen erinnern sie mich.

Feuerzungen? Da war doch etwas? Natürlich – Pfingsten! Gottes guter Geist kommt herab auf die Jünger. Und mit jeder Taufe, mit jedem Abendmahl, mit jedem Segen kommt er herab auf uns.

Bin ich ein Begeisterter, sind wir Begeisterte? Bin ich entflammt, sind wir entflammt von Gott dafür, dass die Sache Jesu weitergeht? Zum Glück, zu unserem Glück wird das nicht gemessen – nicht in der Höhe der Flammen unserer Begeisterung und auch nicht in ihrer Temperatur.

Was zählt denn dann? Das Lied von vorhin deutet eine Antwort an:

Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da.
Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da.

1) Streck dich ihr entgegen, nimm sie in dich auf.

3) Sie kann dich verändern, heute, wenn du willst.

4) Gib die Liebe weiter, an den, der sie nicht kennt!

5) Gib ihr deine Antwort, vertrau dich ihr ganz an.

 

Und unsere Kerze brennt!

Feuer erwärmt in den Kälten und Frösten unserer Tage. Und damit meine ich nicht die Angaben auf unseren Thermometern. Herzenskälte kann noch schlimmer sein als Frost!

Feuer auf einer Fackel macht es hell, orientiert, zeigt Wege, wo Dunkelheit und Orientierungslosigkeit herrschen verwandelt.

Ja, Feuer vernichtet auch. Es ist die Wandlungskraft schlechthin.

Wenn das Herz für jemanden entflammt ist, wenn man für jemanden oder etwas brennt, dann ist Liebe im Spiel. Im Lichte der Liebe Gottes dürfen wir uns auch heute, jetzt hier in St.Johannis sehen – und entflammen lassen.

Wie kann das gehen? Ora et labora, bete und arbeite – das ist der Leitgedanke der Ordensregel der Benediktiner. Und die Welt im Großen wie auch die Welt im Kleinen in Königsdahlum, in unserem Dorf, in unserer Gemeinde, in unseren Häusern, das ist unser Laboratorium, unser Labor, unser Arbeitsplatz, an dem wir die Flamme der Liebe Gottes zum Leuchten bringen können. Beten wir darum mit dem Lied „Sonne der Gerechtigkeit“:

Der Titel stammt aus (dem Buch des Propheten) Maleachi 3,20: "Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln". Das Lied hat Johann Christian Nehring im Jahr 1704 verfasst – und es hat nichts von seiner Aktualität verloren, denke ich! Im Gesangbuch steht es unter der Nr. 263.

Es ist ein Gebet um göttliches Erbarmen und die Erneuerung des Glaubens. Es ruft nach Gerechtigkeit, Einheit und Erweckung in der Kirche und der gesamten Welt. Der Text thematisiert das Bedürfnis nach göttlichem Licht, Mut und Kraft für die Boten des Glaubens sowie die Hoffnung, Gottes Herrlichkeit zu erfahren und seine Gegenwart in der Dunkelheit zu erleben. Bei diesem Lied geht es um den Hilferuf und das innige Gebet an Gott, um Gerechtigkeit, Erwachen, Einheit und Kraft zu bringen. In jeder Strophe wird ein spezifisches Bedürfnis der Kirche und der Welt angesprochen, gepaart mit der Bitte um göttliches Erbarmen.

1) Sonne der Gerechtigkeit,
gehe auf zu unsrer Zeit;
brich in deiner Kirche an,
dass die Welt es sehen kann.
Erbarm dich, Herr.

Hier wird Gott als "Sonne der Gerechtigkeit" angesprochen, die in die gegenwärtige Zeit scheinen soll. Es wird der Wunsch geäußert, dass in der Kirche Gottes Licht und Wahrheit anbrechen, damit die Welt die Herrlichkeit Gottes wahrnehmen kann.

2) Weck die tote Christenheit
aus dem Schlaf der Sicherheit;
mache deinen Ruhm bekannt
überall im ganzen Land.
Erbarm dich, Herr.

… Es wird darum gebeten, dass Gottes Ruhm und Liebe … bekannt gemacht werden, was ein Aufruf zur Erneuerung des Glaubens ist.

3) Schaue die Zertrennung an,
der kein Mensch sonst wehren kann;
sammle, großer Menschenhirt,
alles, was sich hat verirrt.
Erbarm dich, Herr.

Hier wird die Zertrennung und Verlorenheit der Menschen angesprochen, die letztlich nur Gott überwinden kann. Der Text bittet den "großen Menschenhirten" (Anspielung auf Jesus) darum, alle zu sammeln, die vom rechten Weg abgekommen sind.

4) Tu der Völker Türen auf;
deines Himmelreiches Lauf
hemme keine List noch Macht.
Schaffe Licht in dunkler Nacht.
Erbarm dich, Herr.

Strophe 4: In dieser Strophe wird um die Öffnung der Türen der Völker gebetet, damit das Reich Gottes anfangen kann, sich zu verbreiten. Es wird erbeten, dass keine machtpolitischen oder listigen Einflüsse diese Mission behindern und Licht in die Dunkelheit gebracht wird.

5) Gib den Boten Kraft und Mut,
Glaubenshoffnung, Liebesglut,
lass viel Früchte deiner Gnad
folgen ihrer Tränensaat.
Erbarm dich, Herr.

Strophe 5: Diese Strophe bittet um Kraft und Mut für die Boten des Glaubens, dass sie in ihrer Mission mit Hoffnung und Liebe gesegnet werden. Es wird darum gebeten, dass aus ihrem Schmerz gute Früchte der Gnade entstehen, was symbolisch für den Erfolg ihrer Verkündigung steht.

6) Lass uns deine Herrlichkeit
ferner sehn in dieser Zeit
und mit unsrer kleinen Kraft
üben gute Ritterschaft.
Erbarm dich, Herr.

Strophe 6: Hier wird der Wunsch geäußert, Gottes Herrlichkeit in der gegenwärtigen Zeit zu sehen. Es wird um die Stärkung des Glaubens gebeten, um in der Welt Gutes zu bewirken, auch wenn das eigene Vermögen begrenzt ist.

7) Kraft, Lob Ehr und Herrlichkeit
sei dem Höchsten allezeit,
der, wie er ist drei in ein,
uns in ihm lässt eines sein.
Erbarm dich, Herr.

Strophe 7: In der letzten Strophe wird das Lob und die Ehre dem Dreieinigen Gott zugeschrieben. Es wird betont, dass Gott in der Einheit der Trinität die Gläubigen zu einem harmonischen Ganzen vereint, in dem alle in Christus eins sein können.

Quelle: LIED: Sonne der Gerechtigkeit https://www.evangeliums.net/lieder/lied_sonne_der_gerechtigkeit.html
 

Gebet:

Gott,
deine Liebe zu uns hier und zur Welt ist wie die Sonne,
immer und überall bist du da.
Schenke uns Einsicht und Kraft,
dass wir uns dir entgegenstrecken.
Schenke uns Einsicht und Kraft,
offen zu sein für dich und deine Liebe.
Mache uns bereit für Veränderungen
In uns und durch uns,
dass wir deine Liebe
in Wort und Tat weitergeben.
 

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St. Johannis Königsdahlum